Inter­net­füh­rer­schein für Jugend­liche: Bildung von Medi­en­kom­petenz im Internet

Für viele Jugend­liche sind Smart­phones und soziale Medien unver­zichtbar geworden. Auch im Jugend­zentrum „magda” der Caritas Berlin spielen digitale Medien eine zen­trale Rolle. Nach Ein­schätzung der Mit­ar­bei­tenden besitzen viele der Jugend­lichen jedoch nicht die nötigen Kennt­nisse, um sicher im Internet unterwegs zu sein. Daher haben Stu­die­rende der TH Köln in Koope­ration mit dem Jugend­zentrum einen Inter­net­füh­rer­schein ent­wi­ckelt, um den Besucher*innen spie­le­risch rele­vantes Wissen im Umgang mit digi­talen Medien zu ver­mitteln. Ziel ist es, die Medi­en­kom­petenz der Jugend­lichen zu stärken, ihnen Tricks und Tipps für die Nutzung von Medien an die Hand zu geben und sie zu befä­higen, mit Pro­blemen im Internet kom­petent umzu­gehen und ihre Pri­vat­sphäre zu schützen.

Aus­gangslage des Projekts

Zukünftig sollen alle Besucher*innen im Jugend­zentrum „magda“, die sich ein digi­tales Medium aus­leihen möchten, zunächst den Inter­net­füh­rer­schein machen. Die Besucher*innen des Jugend­zen­trums sind im Durch­schnitt zwi­schen 12 und 21 Jahren alt. Das Zentrum stellt ihnen Laptops, PCs, Tablets und Spiel­kon­solen zur Nutzung vor Ort zur Ver­fügung. Dies führte in der Ver­gan­genheit teils zu Pro­blemen, da die Jugend­lichen auch während der Medi­en­nutzung in der Ein­richtung mit nicht alters­ge­rechten por­no­gra­fi­schen Inhalten, z.B. beim Sexting („DickPics“: Abbildung eines Penis) oder Cyber­mobbing kon­fron­tiert wurden. Weitere wie­der­keh­rende pro­ble­ma­tische Themen waren der Besuch von ille­galen Seiten, all­ge­meine Falsch­in­for­ma­tionen oder auch das man­gelnde Ver­ständnis für die Rechte am eigenen Bild. Aus diesen Gründen sollen die Jugend­lichen über ihre Rechte auf­ge­klärt und ihnen Hand­lungs­mög­lich­keiten für einen kom­pe­tenten Umgang mit dieser Art von Pro­blemen auf­ge­zeigt werden. Der Inter­net­füh­rer­schein soll jederzeit im Jugend­zentrum zugänglich und selb­ständig zu bear­beiten sein. Er ver­weist bei schwer­wie­genden Pro­blemen auf externe Online-Anlaufstellen.

Gestaltung der Arbeits­phasen und Kooperation

Zur erfolg­reichen Umsetzung des Pro­jekts wurden Mei­len­steine for­mu­liert und sich kon­ti­nu­ierlich mit dem Jugend­zentrum aus­ge­tauscht: In der Recher­che­phase wurden mit der Ein­richtung Ziele für die Umsetzung besprochen, aber auch eigene Akzente in den Diskurs ein­ge­bracht. Es wurde Lite­ratur gesichtet und sich mit bereits vor­han­denen Ange­boten aus­ein­an­der­ge­setzt. Der Inter­net­füh­rer­schein wurde im Kontext einer Res­sour­cen­planung in der nach­fol­genden Ent­schei­dungs­phase weiter defi­niert. Die benö­tigte Hardware (Raspberry Pi) und Software (H5P) wurde ver­einbart und ent­spre­chende Kosten berück­sichtigt. Darauf folgte die Alpha-​Phase. Hier wurde die erste Form des Inter­net­füh­rer­schein erstellt, intern erprobt und dis­ku­tiert. In der Beta-​Phase wurde das Tool wei­ter­ent­wi­ckelt und von den Jugend­lichen getestet. Nach finaler Rück­sprache wurde der Inter­net­füh­rer­schein erneut ange­passt und eine finale Version für die Ein­richtung bereitgestellt.

Tech­nische Vor­ar­beiten: Ein­richtung eines Mini­com­puters und Instal­lation einer Lernsoftware

Für die Umsetzung des Inter­net­füh­rer­scheins wurde auf das Open-​Source Tool H5P1 gesetzt. Der Aufbau wurde so gestaltet, dass die Fragen und The­men­be­reiche immer wieder aktua­li­siert und ange­passt werden können. Um den Daten­schutz sicher zu stellen und die Kosten für das Projekt so gering wie möglich zu halten, befinden sich der Inter­net­füh­rer­schein und die dazu­ge­hö­rigen Daten auf einem Mini-​Computer, dem Raspberry Pi, welcher ein eigenes gesi­chertes Netzwerk aufbaut.

Für die Umsetzung des Pro­jekts sind somit einige PC-​Kenntnisse von Vorteil, aber nicht zwingend erfor­derlich. Die Kosten beschränken sich auf die ein­malige Anschaffung der Hardware (max. 100,- €). Die Software hin­gegen ist kos­tenfrei und es ent­stehen keine Fol­ge­kosten. Die Image­datei für das Betriebs­system des Raspberry Pi muss her­un­ter­ge­laden und auf eine microSD-​Karte gespielt werden. Der Mini- bzw. Ein­pla­ti­nen­com­puter ist nach dem Ein­stecken der Karte und Ver­binden des LAN-​Kabels mit dem Router nutzbar. Zur Erstellung des Inter­net­füh­rer­scheins und Gestaltung der Web­seite muss das CMS-​System Word­Press auf einem PC mit WLAN instal­liert werden.

Benö­tigte SoftwareBenö­tigte Hardware
Image mit dem Betriebs­system für den PiRaspberry Pi 3 (mit 2 oder 4 GB Ram) inkl. Netzteil und 16 GB microSD-Karte
Software zum Kopieren des Images: https://sourceforge.net/projects/win32diskimagerPC mit WLAN-​Schnittstelle und MicroSD-Kartenlesegerät
Aktuelle Version von Word­Press: https://de.wordpress.org/download/RJ45 Kabel zum Ver­binden mit dem Router für den Internetzugang

H5P bietet hier zur Umsetzung eine inter­aktive „Game Map“ an, in welcher Weg­punkte mit Inhalts­gruppen (bspw.: Daten­schutz, Dis­kri­mi­nierung oder Fragen rund um digitale Her­aus­for­de­rungen) erstellt worden sind. Diese wurden mit Fragen gefüllt und in Formate wie „Mul­tiple Choice“, „Wörter mar­kieren“, „Drag and Drop“ sowie „True and False“ umge­setzt. Die Rück­meldung zu den gewählten Ant­worten erfolgte meist schriftlich und wurde bei sen­si­bleren Themen wie „Cyber-​Mobbing“ mit Links zu poten­zi­ellen Ansprechpartner*innen ver­sehen. Des Wei­teren kommt die „Game Map“ mit einem inte­grierten Punk­te­system. Nutzer*innen schalten durch Bear­beitung der Fragen neue Inhalts­gruppen frei und erlangen so den Inter­net­füh­rer­schein. Vor­bilder für die vom Jugend­zentrum nach­ge­fragten Themen waren unter anderem auf den Seiten klicksafe.de und Safeinternet.org zu finden.

Wie geht es weiter?

Die release Version wird nach Abschluss des Seminars in der Ein­richtung instal­liert. Im Vorfeld werden die Fach­kräfte bei magda im Umgang mit dem Raspberry Pi geschult. Ziel ist es, sie in die Lage zu ver­setzen, zukünftig aktuelle Themen selbst in das Tool zu inte­grieren oder ver­altete Inhalte aus dem Pro­gramm zu ent­fernen. In einer sich schnell ent­wi­ckelnden digi­talen Welt ver­ändern sich die Anfor­de­rungen an das Medi­en­handeln ständig weiter. Daher gilt es stets aktuelle und rele­vante Inhalte bereitzustellen.

contacts

Kontakt zum Caritas Jugend­zentrum magda (Berlin)

magda Caritas Jugendzentrum

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