Rück­blick auf den 18. DJHT: Es ging ums Ganze

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Rück­blick auf den 18. DJHT: Es ging ums Ganze

Die Her­aus­for­de­rungen der Kinder- und Jugend­hilfe beschreibt unter anderem der 17. Kinder- und Jugend­be­richt. Die Akti­vi­täten, Dis­kurse, Poten­ziale und Akteure der Kinder- und Jugend­hilfe sind auf dem 18. Kinder- und Jugend­hil­fetag (DJHT) in Leipzig (13.–15.05.2025) sichtbar geworden. Ein Rück­blick aus Per­spektive der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Katho­lische Jugend­so­zi­al­arbeit (BAG KJS).

Zu viele gute Inhalte, zu wenig Zeit. Wer ohne Pause auf einem DJHT in Fach­ver­an­stal­tungen Impulse bekommen oder Ideen dis­ku­tieren will, hat ein Dutzend Zeit­fenster – Auftakt- und Abschluss­ver­an­staltung exklusive. Zwölf Panels, Work­shops oder Vor­träge aus 300 Ange­boten aus­wählen ist eine Her­aus­for­derung – allein 16 beschäf­tigten sich im Kern mit Jugend­so­zi­al­arbeit. Dazu kamen viele Impulse, die für die Wei­ter­ent­wicklung der Jugend­so­zi­al­arbeit not­wendig sind: zum Kli­ma­wandel, zum digi­talen Wandel und zum Enga­gement für eine demo­kra­tische und gerechte Gesellschaft.

Zen­trale Plattform für die Vernetzung

Zur Bilanz des DJHT gehört, dass der Kon­gress und die Messe eine zen­trale Plattform für die Ver­netzung mit anderen Akteur*innen bieten. DJHT bedeutet ein Wie­der­sehen mit Fach­kräften, die im gleichen The­menfeld wirken. DJHT bedeutet ein Ken­nen­lernen von Men­schen, mit denen Neues aus­pro­biert werden kann. DJHT bedeutet, stra­te­gische Part­ner­schaften zwi­schen Akteur*innen anzu­stoßen. DJHT bedeutet, mit Kolleg*innen aus Bun­des­mi­nis­terien oder Bun­destag außerhalb einer Agenda Ideen aus­zu­tau­schen. Und DJHT bedeutet, eine neue Bun­des­mi­nis­terin kennenzulernen.

Bun­des­mi­nis­terin spricht mit JMD

Bun­des­ju­gend­mi­nis­terin Karin Prien infor­mierte sich am Stand der Jugend­mi­gra­ti­ons­dienste (JMD) über deren Arbeit. Sie erfuhr, wie das Pro­gramm wirkt und welche Unter­stützung die Träger der JMD sowie die Berater*innen, Respekt Coaches (RC) und Mental Health Coaches (MHC) im JMD benö­tigen: neben För­der­mitteln eine lang­fristige Pla­nungs­si­cherheit und die poli­tische Rücken­de­ckung für die Inte­gration junger Men­schen mit Flucht- oder Ein­wan­de­rungs­ge­schichte, für Respekt-​Prävention und Demo­kra­tie­bildung, für Vor­beugung und Stärkung men­taler Gesundheit. Die Hoffnung bleibt, dass Karin Prien richtige Ent­schei­dungen zur Sta­bi­li­sierung und Wei­ter­ent­wicklung der JMD und der Pro­gramme RC und MHC trifft.

Ein­drücke aus Workshops

Zur the­ma­ti­schen Vielfalt der Jugend­hilfe leistete die BAG KJS mit Work­shops ihren Beitrag. In einem Plan­spiel konnten sich unter anderem die Teil­neh­menden damit aus­ein­an­der­setzen, wie Jugend­armut bekämpft werden kann, wie sich Mobi­li­täts­ein­schrän­kungen auf­heben lassen und wie Teil­ha­be­ge­rech­tigkeit möglich wird. Sie schlüpften in die Rolle von Per­sonen mit geringen Chancen und schlän­gelten sich durch Ämter, Nebenjobs, Her­aus­for­de­rungen in Schule, Aus­bildung und Beruf, durch Ent­schei­dungen über den Einsatz des geringen Ein­kommens. Deutlich wurde: Wer mit geringen Chancen startet, kommt selten weit in der gegen­wär­tigen Gesellschaft.

Erfah­rungen mit mul­ti­pro­fes­sio­neller Zusam­men­arbeit an Schulen sowie die Chancen, Her­aus­for­de­rungen und Hand­lungs­op­tionen wurden in einem anderen Workshop der BAG KJS deutlich. Mit neun Thesen regte Dr. Karsten Speck, Pro­fessor für For­schungs­me­thoden in den Erziehungs- und Bil­dungs­wis­sen­schaften an der Uni­ver­sität Oldenburg, zur Debatte an. Deutlich wurde, dass die Fach­kräfte der Jugend­hilfe im System Schule noch deutlich betonen müssen, dass ihre Pro­fession auf Augenhöhe aner­kannt werden muss. Es gibt gute Bei­spiele, wie Zusam­men­arbeit von Schulsozialarbeiter*innen und Lehr­kräften kol­legial funk­tio­niert. Es gibt aber auch Frust, nicht aus­rei­chend akzep­tiert zu sein. Die BAG KJS plant, sich dafür ein­zu­setzen, dass die mul­ti­pro­fes­sio­nelle Zusam­men­arbeit bei den Entscheidungsträger*innen in Bund und Ländern stärker unter­stützt wird.

Wie mit schul­ab­senten jungen Men­schen gear­beitet werden kann, zeigte ein Workshop von IN VIA Deutschland in Koope­ration mit der BAG EJSA (Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Evan­ge­lische Jugend­so­zi­al­arbeit). Die Teil­neh­menden bekamen Ein­blick in ein Projekt zum Schul­ab­sen­tismus, das von der BAG KJS gefördert wird. Aus den Pra­xis­bei­spielen wurde deutlich: Ele­mentar ist, den Grund zu erfahren, warum junge Men­schen die Schule meiden. Mit den pas­senden Ange­boten besteht häufig die Chance, einen Bil­dungsweg zu gehen – nicht zwingend durch das Schulsystem.

Impulse aus Debatten

Bei 300 Ver­an­stal­tungen plus hun­derten Mes­se­ständen können knapp 20 Per­sonen aus der BAG KJS – Fachreferent*innen, Pro­jekt­lei­tungen oder Vor­stands­mit­glieder – nur einen Teil der Impulse auf­nehmen. Auf der Bilanz steht unter anderem, dass Soziologe Aladin El-​Mafaalani die Bil­dungs­un­ge­rech­tigkeit kri­ti­siert und fordert, Kindern und Jugend­lichen mit geringen Chancen mehr Auf­merk­samkeit und Unter­stützung zu geben. Dort steht, dass Klima-​Aktivistin Luisa Neu­bauer Mut macht, beim Kampf gegen den Kli­ma­wandel im Kleinen zu beginnen und zugleich ein­zu­fordern, dass nicht nur bei der Wirt­schaft die Arme hoch­ge­krempelt werden müssen, sondern auch beim Kli­ma­wandel und bei sozialer Gerech­tigkeit. Dort ist ver­merkt, dass Dr. Karin Böllert als AGJ-​Vorsitzende und Stimme des DJHT die wirksame poli­tische und gesell­schaft­liche Betei­ligung junger Men­schen ein­fordert und damit einen wesent­lichen Bau­stein zum Erhalt der Demokratie.

Text: Michael Scholl

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