Praxis der Mental Health Coaches im Mit­tel­punkt – Große Resonanz beim Gallery Walk

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Praxis der Mental Health Coaches im Mit­tel­punkt – Große Resonanz beim Gallery Walk

Beim Fachtag „Mental Health wei­ter­denken – Was junge Men­schen stark macht“ bot ein Gallery Walk ein­drucks­volle Ein­blicke in die Praxis der Mental Health Coaches (MHC). Die Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Katho­lische Jugend­so­zi­al­arbeit (BAG KJS) orga­ni­sierte den Tag im Rahmen des Pro­gramms MHC. Zwi­schen Fotos aus dem Schul­alltag und kleinen Karten mit Zitaten aus Gesprächen mit Schüler*innen ent­stand ein leben­diger Raum des Aus­tauschs. Aus­gelegt waren Mate­rialien, die sonst im Klas­sen­zimmer oder in Grup­pen­stunden zum Einsatz kommen – Übungen zu Acht­samkeit, Stress­re­gu­lation und Selbst­re­flexion. „Das sind kleine Impulse, die Schüler*innen auch außerhalb der Schule gut für sich nutzen können“, erläu­terte Fran­ziska Wirtz. Die Resonanz war positiv: Viele Besucher*innen blieben stehen, stellten Fragen, notierten Ideen und tauschten Erfah­rungen aus. Besonders das von Fran­ziska Wirtz ent­wi­ckelte Heft mit ein­fachen Übungen fand großes Interesse – einige Fach­kräfte aus der Jugend­hilfe über­legten direkt, wie sich solche Ansätze in ihre Arbeit über­tragen lassen.

„Wir stärken früh – bevor Belastung krank macht.“

Fran­ziska Wirtz, Mental Health Coachin beim Cari­tas­verband für Saar­brücken und Umgebung e. V., erläutert im Interview ihre Arbeit.

Was macht ein*e Mental Health Coach an Schulen?

„Ich begleite Schüler*innen dabei, ihre psy­chische Gesundheit zu stärken – prä­ventiv, nied­rig­schwellig und mitten im Schul­alltag. Dazu gehören Ein­zel­ge­spräche, Grup­pen­an­gebote und Übungen zur Stress­re­gu­lation oder Acht­samkeit. Ziel ist die Stärkung per­sön­licher Res­sourcen sowie der Aufbau all­tags­naher Bewäl­ti­gungs­kom­pe­tenzen im Umgang mit Belastungen.“

Warum benötigt jede Schule Mental Health Coaches?

„Weil Schule längst mehr ist als ein Lernort. Viele Jugend­liche bringen Sorgen, Über­for­derung oder Kon­flikte mit, die sie am Lernen hindern. Wenn es an jeder Schule eine Ansprech­person für mentale Gesundheit gäbe, könnten wir früh­zeitig unter­stützen, Belas­tungen auf­fangen und prä­ventiv wirken – das ent­lastet auch Lehr­kräfte und fördert das Miteinander.“

Mit welchen Themen kommen Schüler*innen am häufigsten?

„Häufig geht es um Stress, Leis­tungs­druck, Angst vor Prü­fungen oder Kon­flikte mit Eltern und Freund*innen. Manche fühlen sich durch globale Krisen über­fordert, andere einsam oder ori­en­tie­rungslos. Viele sind einfach froh, dass es jemanden gibt, der zuhört – ohne zu bewerten.“

Wie unter­stützen Sie konkret?

„Ich arbeite mit ver­schie­denen Methoden, die leicht im Alltag anwendbar sind – Atem­übungen, Acht­sam­keits­übungen, Refle­xi­ons­fragen oder kleine Bewe­gungs­im­pulse. Aus diesen habe ich ein Heft zusam­men­ge­stellt, das Schüler*innen auch außerhalb der Schule nutzen können. Es geht darum, Selbst­wirk­samkeit zu fördern und Stra­tegien an die Hand zu geben, die wirklich all­tags­tauglich sind. Außerdem machen wir weitere Hilfs­an­gebote sichtbar und ver­mitteln bei Bedarf anpas­sende Stellen.“

Was ver­ändert sich, wenn ein MHC an der Schule tätig ist?

„Es ent­wi­ckelt sich ein neues Bewusstsein für mentale Gesundheit. Schüler*innen trauen sich eher, über Gefühle oder Belas­tungen zu sprechen. Lehr­kräfte wissen, dass sie nicht alles allein tragen müssen. Mul­ti­pro­fes­sio­nelle Teams ent­stehen, die regel­mäßig die Bedarfe der jungen Men­schen reflek­tieren und gemeinsam Lösungen ent­wi­ckeln. So wächst das Ver­ständnis, dass mentale Gesundheit ein selbst­ver­ständ­licher Bestandteil des Schul­alltags ist.“

Der Gallery Walk machte deutlich: Mentale Gesundheit ist kein Rand­thema, sondern eine zen­trale gesell­schaft­liche Aufgabe. Die Mental Health Coaches zeigen pra­xisnah, wie Prä­vention, Unter­stützung und All­tags­be­gleitung gelingen können – ein Ansatz, der die aktu­ellen Bedarfe junger Men­schen auf­greift und sie nach­haltig stärkt. Auf­grund der großen Nach­frage nach den päd­ago­gi­schen Ange­boten arbeiten wir derzeit daran, das Arbeitsheft auch digital zur Ver­fügung zu stellen.

Autorin: Özlem Tokyay

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