Digitale Teilhabe in der sta­tio­nären Jugend­hilfe – nicht ohne ein Medienkonzept

Ein Alltag ohne Medien ist für Jugend­liche heute kaum mehr vor­stellbar. Vor allem über digitale Medien wird der Alltag orga­ni­siert, werden schu­lische Auf­gaben erledigt und Bezie­hungen gepflegt. Doch noch sind nicht alle Jugend­lichen in der Lage, daran teil­haben zu können. Ins­be­sondere in sta­tio­nären Ein­rich­tungen der Kinder- und Jugend­hilfe ist die digitale Teilhabe noch nicht gesi­chert. Aktuelle Studien, wie die DigiPäd 24/​7, zeigen, dass der Zugang zu digi­talen Medien für junge Men­schen nicht selbst­ver­ständlich, teils beschränkt und stark regu­liert ist. Um Teilhabe- und Bil­dungs­chancen nutzen zu können, sind daher digitale Medien in sta­tio­nären Ein­rich­tungen zu imple­men­tieren — in Form einer Medi­en­in­fra­struktur und medi­en­päd­ago­gi­schen Ange­boten. Ein Medi­en­konzept kann helfen, den Prozess zu gestalten.

Die Inte­gration von Medien orga­ni­sieren – mit einem Medienkonzept

Vor diesem Hin­ter­grund haben sich Stu­die­rende der TH Köln und die koope­rie­rende Ein­richtung „Wohl­fahrts­ge­sell­schaft Gut Hellberg Ett­lingen mbH“ auf den Weg gemacht, erste Ideen für ein ein­rich­tungs­spe­zi­fi­sches Medi­en­konzept zu ent­wi­ckeln. Ori­en­tiert wurde sich am „Leit­faden zum Erstellen eines medi­en­päd­ago­gi­schen Kon­zepts in sta­tio­nären Ein­rich­tungen der Jugend­hilfe” von Schmid und Lug­inbühl (2018). Wesentlich in der Kon­zept­ent­wicklung ist die Ein­be­ziehung der Fach­kräfte und Jugend­lichen, welche aus Res­sour­cen­gründen im Projekt nur begrenzt möglich war. Erste wichtige Ideen konnten aber auf den Weg gebracht werden.

Mit und für die Jugendlichen!

Bevor ein Medi­en­konzept ent­wi­ckelt wird, ist zunächst bedarfs­ori­en­tiert zu klären, mit welchen Gruppen in der sta­tio­nären Ein­richtung gear­beitet wird. Männ­liche, sexuell über­griffig gewordene Jugend­liche benö­tigen bei­spiels­weise andere Angebote als kauf­süchtige Jugend­liche. Wei­terhin sollte eine Leitidee am Anfang eines Kon­zepts stehen: Welche Grund­haltung hat die Ein­richtung zum Einsatz digi­taler Medien? Wie posi­tio­niert sie sich fachlich zum Medi­en­handeln junger Men­schen? Die Betei­ligung der Bewohner*innen der Ein­richtung ist zudem essen­tiell, da ohne die Per­spektive der jungen Men­schen ihre Bedürf­nisse und Anliegen nicht aus­rei­chend ver­standen werden können. Doch auch die Per­spektive der Fach­kräfte ist ein­zu­be­ziehen, z.B. um mög­liche Informations- und Fort­bil­dungs­be­darfe auszuloten.

Her­aus­for­de­rungen bei der Umsetzung des Kon­zepts als Antrieb nutzen

Aller Anfang ist schwer — das ist richtig. Ein Medi­en­konzept lässt sich nicht mal eben, en passent und aus der Distanz, ent­wi­ckeln. Die Stu­die­renden blieben jedoch hart­näckig und konnten erste Ideen durch Gespräche mit Fach­kräften und vor allem mit Jugend­lichen in der Ein­richtung ent­wi­ckeln. So wurde die Grund­kon­zeption für ein Medi­en­konzept dar­gelegt und eine erste grobe Leitidee entworfen. 

Den Schwer­punkt des Pro­jekts bil­deten dann die Gespräche mit den Jugend­lichen. Über zwei Tage wurden Erfah­rungen und Wünsche der Jugend­lichen gesammelt und erste Ideen für Medi­en­an­gebote ent­wi­ckelt, wie bei­spiels­weise die Ideen für eine Pro­jekt­woche oder gemeinsame Medi­en­abenden. Trotz der Her­aus­for­de­rungen im Zeit­ma­nagement, der räum­lichen Distanz zur Ein­richtung und wech­selnder Ansprechpartner*innen konnten somit erste wichtige Schritte zu einem Medi­en­konzept rea­li­siert werden.

Ein Konzept ist wie ein Rad — es ist immer in Bewegung

Die Weichen für einen digi­talen sta­tio­nären Alltag sind somit gestellt. Die ersten Schritte hin zu einem Medi­en­konzept sind erfolgt und erste medi­en­päd­ago­gische Angebote wurden von den Stu­die­renden for­mu­liert. Nun liegt es in den Händen der Ein­richtung, diese unter Ein­bezug der Jugend­lichen weiter aus­zu­ar­beiten und umzu­setzen. Zukünftig gilt es dann die Aktua­lität des Kon­zepts eva­luativ abzu­si­chern, da sich das Medi­en­handeln junger Men­schen stetig verändert.

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